22. November 2015
Seit langem befasse ich mich mit der Biographie des legendären CIA-Direktors Allen Dulles. 2007 habe ich mich selbst an einer Dulles-Bio versucht. Erstaunlicherweise tut das insbesondere in Deutschland sonst fast niemand, sogar den Wikipedia-Eintrag hatte ich damals praktisch alleine gemacht. Soweit mir bekannt ist, hat in den letzten Jahren lediglich Eva Schweitzer in ihrem letzten Buch biographisches über Dulles aufgriffen.
Nun hat der renommierte Autor David Talbot eine beeindruckende Dulles-Bio vorgelegt, die wenig Zweifel an seiner Rolle beim Kennedy-Attentat lässt. Anlässlich des 52. Jahrestags des Jahrhundertmords habe ich für TELEPOLIS eine kurze Zusammenfassung diesbezüglich geschrieben.
Wenn in knapp zwei Jahren die letzten gesperrten Akten nach dem JFK Act von 1992 freigegeben werden, dürfte es wenig Überraschungen geben. Bereits die Auswahl, welche 1% Akten gesperrt wurden, erlaubt gewisse Rückschlüsse, denn seriöse Gründe, warum Lee Harvey Oswalds Steuerakte oder die Reisedokumente von CIA-Chefkiller William King Harvey gesperrt wurden, sind schwer vorstellbar.
18. November 2015
Dr. „Seltsam“ Schäuble wollte einst entführte Flugzeuge abschießen, bis es ihm das BVerfG untersagte. Zwischendurch fiel er auch einmal mit Erwägungen für eine Shoot-to-kill-Order für Terrorverdächtige auf. Nun will er die Bundeswehr im Inneren einsetzen.
Polizeigewerkschaftler Rainer Wendt will gleich die Polizei militarisieren, und zwar nach US-Vorbild. So sah 2012 übrigens eine friedliche Demonstration in der Disneystadt Anaheim aus. NRW-Innenminister Jäger sieht keine Notwendigkeit, die Ausstattung der Polizei zu ändern.
Soweit ich es mitbekommen habe, wurde die effektivste Abwehr in Paris durch zwei normal bewaffnete Polizisten geleistet.
17. November 2015
Der katholisch-konservative Dampfplauderer Matthias Matussek verfügt über eine bemerkenswerte presserechtliche Erfahrung mit dem A-Wort.
In der Kurt Krömer-Show war er vom Gastgeber als „Pöbelhans“, „Pöbler“ und „hinterfotziges Arschloch“ begrüßt worden. Seine Prozesshanselei gegen den Comedian fanden 2013 sowohl das Landgericht als auch das Oberlandesgericht Hamburg albern. Da Matussek gute Miene zum Spiel gemacht und den Ball ebenfalls vulgär aufgegriffen hatte, musste er sich hieran festhalten.
Mehr Glück hatte Prozesshansel Matussek am Landgericht Köln, als er gegen die taz-Journalistin Silke Burmester vorging. Nachdem der WELT-männische Journalist von einem taz-Puff gesprochen hatte, wollte er nicht mit der Bezeichnung „Puffgänger“ leben. Einen solchen Gang dürfte er künftig auch nur schwer finanzieren können.
Denn nachdem die WELT-Chefedakteure einen Tweet Matusseks als „durchgeknallt“ getadelt hatten, nahm sich das Ehrenmitglied im Verein für deutsche Sprache die Freiheit, mit dem A-Wort zu parieren. Daraufhin reagierte das Haus nicht presse-, sondern arbeitsrechtlich und gab dem Mann den Laufpass. Wer selbst bei Springer aus charakterlichen Gründen rausfliegt, dem dürfte auf dem publizistischen Arbeitsmarkt nur ein geringes Spektrum zur Auswahl stehen.
UPDATE:
Matussek dementiert.
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10. November 2015
Als einer der ersten deutschen Autoren hatte ich 2008 zur sowjetischen Kriegsangst von 1983 geschrieben, deren Authentizität in Geheimdienstkreisen und bei „seriösen Historikern“ lange umstritten war. Bei einer überwiegend geheimen Quellenlage ist Geschichtsschreibung halt so eine Sache. Insbesondere in Deutschland waren die Historiker lange desinteressiert, bis dann 2011 das ZDF die Geschichte aufgriff und dann ausgerechnet aus dem wahnsinnigen Atombrandstifter Reagan einen Helden machte.
Diesen Oktober nun wurde ein hochgeheimer Bericht für die außenpolitischen Berater von Präsident Bush senior von 1990 freigegeben. Nunmehr ist klar, dass nicht viel gefehlt hätte, um den Nuklearkrieg aufgrund von Missverständnissen und Fehleinschätzungen auszulösen. Die Erkenntnisse anhand des neu freigegebenen Dokuments habe ich bei Telepolis zusammengefasst.
5. November 2015
George Herbert Walker Bush, Sohn des Nazi-Geschäftspartners Prescott Sheldon Bush und Vater des wohl peinlichsten US-Präsidenten aller Zeiten, hat seine Memoiren veröffentlicht und dabei über seine alten Kumpels Rumsfeld und Cheney hergezogen, die seinen Sohnemann in dumme Sachen reingezogen hätten. Wie The Intercept berichtet, hatte Bush Senior offenbar an Krieg mehr Spaß als an Frieden.
Weitaus mehr kann ich mich mit der Haltung von Bushs CIA-Verbindungsoffizier Ray McGovern erinnern, der sich seit einem Jahrzehnt in der US-Friedensbewegung engagiert. Wie berichtet, hatte ich mir im September McGoverns gemeinsam mit der Ex-CIA-Analystin Elizabeth Murray gehaltenen Vortrag in einer Kirche in Köln angesehen. McGovern war einst für die Kommunikation mit dem BND und dann im Weißen Haus für das Briefing von Reagan und Bush zuständig.
Nunmehr habe ich eine Videoaufzeichnung gefunden und kann diese jedem, der mitreden will, gar nicht warm genug ans Herz legen.
„Without a free press you get a dictatur!“
„Ich lese in der FAZ ‚Flüchtlinge‘, ‚Flüchtlinge‘, ‚Flüchtlinge‘, aber niemand fragt, warum es Flüchtlinge gibt.“
Nicht weniger interessant ist die CIA Medienanalystin Murray, die nachzeichnet, dass die Strategen des Irakkriegs keine Analysen, sondern Vorwände für ihren Krieg wollten. Der Gänsehautmoment kam, als die beiden Amerikaner das deutsche Lied „Die Gedanken sind frei“ intonierten.
Zu den Rätseln der deutschen Medien gehört für mich, dass McGovern und seine Mitstreiter dort praktisch nicht vorkommen. Vor zwei Jahren verliehen Sie in Moskau an Edward Snowden ihren Sam Adams Award für das Aussprechen von Wahrheiten.
30. Oktober 2015
Die fünfte Staffel der CIA-Serie „Homeland“ spielt bekanntlich in Berlin, wo sie zum Teil an Originalschauplätzen aufgenommen wurde. Was mir bisher nicht bekannt war: Ich habe mitgespielt!
Im Vorspann in der fünften Staffel, von der in den USA bislang die ersten Folgen ausgestrahlt wurden, werden Bilder von unserer Demonstration vom Snowden-Sommer 2013 an der Siegessäule gezeigt, bei der wir während des Obama-Besuchs hinter eigens improvisierten Masken von Manning und Snowden gegen PRISM protestierten. Auf dem Bild, das in Homeland gezeigt wird, erkennt man auch den damals von Daniel Domscheit-Berg organisierten Obama-Pappkamerad. Ich hatte Obama spaßeshalber eine Snowden-Maske angeklebt, als ob er dem Präsidenten über die Schulter sieht.
Aber das ist nicht das einzige Déjà-Vue. So gibt es in der neuen Folge einen deutschen Anwalt, der eine Enthüllungsjournalistin vertritt, der Hackerzeugs über die CIA zugespielt wurde …
Das Drehbuch ist denkbar aktuell und greift etwa ISIS und die Flüchtlingskrise auf. Dennoch haben die Autoren nicht durchgehend überzeugend recherchiert. So wird der BND gezeigt, wie er in Berlin zunächst die Wohnung der Journalistin filzt und sie dann sogar festnimmt und verhört. In Wirklichkeit jedoch darf weder der BND innerhalb Deutschlands operieren (was er illegalerweise schon mal tut), noch dürfen deutsche Geheimdienste irgendjemanden festnehmen und verhören (das darf nur die Polizei).
Vorletzte Woche war ich auf einer Konferenz, bei der sich etliche Geheimdienstleute die Ehre gaben, auch Herrschaften von der CIA. Auch dort wurde mehrfach Homeland zitiert, das ja nicht zuletzt die propagandistische Funktion hat, die Bevölkerung für den Geheimdienst im Kampf gegen den Terror zu begeistern. So sehr ich die Serie als Unterhaltung schätze, so wenig glaube ich, dass die CIA diese Welt irgendwie sicherer gemacht hat.
26. Oktober 2015
20 km nördlich von Münster befindet sich im Dorf Nordwalde der Familiensitz der Hannings. Dort residiert auch der bekannteste Sproß der Familie, der Verwaltungsjurist August Hanning, der von 1998 bis 2005 als Präsident des deutschen Auslandsgeheimdienstes BND fungierte.
Nun hat sich Hanning anlässlich der Flüchtlingskrise in der Springerpresse mit einem 10-Punkte-Plan zu Wort gemeldet und macht sich damit zum Wortführer der Sicherheitsbehörden, bei denen Merkels Flüchtlingspolitik der WELT zufolge kritisch gesehen wird.
Dass ein Geheimdienstchef der Kanzlerin öffentlich Politik vorschreibt, ist eher ungewöhnlich. Die kommunistische Junge Welt spricht gar von „Qualität von Putschplänen“. Soweit dürfte es nicht kommen. Vor 60 Jahren allerdings hatte Hannings Vorgänger, BND-Chef Gehlen, sehr wohl erwogen, gegen eine ihm nicht genehme Regierung zu putschen. Nunmehr hat der BND endlich die geheimen Akten zu seiner Stay Behind-Armee geöffnet, die der Geheimdienst während des Kalten Kriegs unterhielt. Mit den Autoren Erich Schmidt-Eenboom und Ulrich Stoll habe ich mich über dieses unheimliche Kapitel deutscher Geschichte unterhalten.
23. Oktober 2015
Dieses Wochenende treffen sich die NRW-Piraten mal wieder zu einem Landesparteitag. Vermutlich werden diesmal deutlich mehr Kinder als sonst kommen, denn nunmehr räumen die Rheinwasser-Piraten in ihrer Satzung Menschen zwischen 10 und 16 Jahren Stimmrecht trotz fehlender Parteizugehörigkeit ein.
UPDATE (26.10.2015): Offenbar hat das LSG diese Kinderei für nicht anwendbar erklärt. (Leider wurde das in der Satzung bislang nicht etwa durch eine Fußnote kenntlich gemacht, wie dies üblich ist. Ebenso wenig fand es jemand nötig, einen Satzungsänderungsantrag zu stellen.)
Diese originelle Satzungsänderung befürwortete ausdrücklich NRW-Pirat Daniel Düngel, der auch die Versammlungsleitung wahrnahm und den gleichen Wortschatz wie seine pubertierende Zielgruppe kultiviert:
„Düngel: Findet das bisherige System „kacke“. Daniel mag bestimmte SÄA nicht. Er möchte das System ändern. Daniel will mit den Leuten die Bock haben an einem System arbeiten und das dann nicht als Positionspapier einbringen.“
Pirat Düngel kam nicht die juristisch einfach zu beantwortende Frage in den Sinn, ob Nichtmitgliedern denn Mitgliedsrechte zustehen können. Für Parteien ist sogar eigens in § 10 Abs. 2 PartG geregelt, dass Mitglieder gleiches Stimmrecht haben, was ein solches durch Nichtmitglieder ausschließt. Düngel hätte man eigentlich eine minimale Kenntnis des Parteienrechts zutrauen dürfen, denn der Mann hatte immerhin über zwei Jahre hinweg Vizepräsident des Landtags NRW gespielt. (more…)
20. Oktober 2015
Letzte Woche habe habe ich an der Konferenz Zur Kontrolle der Geheimdienste im 21. Jahrhundert der Friedrich Ebert-Stifung in Berlin teilgenommen. Zu den Panelisten gehörte die Crème de la Crème aus der Chefetage der deutschen Geheimen. Kein Geringerer als der amtierende deutsche „Director of National Intelligence“ Claus-Dieter Fritsche (Abteilung 6 des Kanzleramts) gab sich die Ehre, sowie BND-Chef Gerhard Schindler sowie etliche Präsidenten und Ruheständler von BND und Verfassungsschutz und anderes Führungspersonal. Auch aus der Schweiz und Israel waren hochkarätige Vertreter befreundeter Dienste angereist, die USA wurden vom konservativen Propagandisten Andrew Denison vertreten, dem mindestens eine Nähe zur CIA nachgesagt wird.
Immer wieder bedauerten die Geheimen die geringe gesellschaftliche Akzeptanz ihrer Arbeit und betonten, sich an die Gesetze zu halten. Mehrfach verwiesen sie auf ihren Amtseid, so etwa der einstige BND-Auswerter Hans-Dieter Herrmann, der 2003 Außenminister Fischer briefte, der vom Märchen über die Massenvernichtungswaffen „not convinced“ war. Herrmann sitzt heute dem Gesprächskreis Nachrichtendienste vor. Unisono warben die Herren um Vertrauen, dass man doch bitteschön den Diensten entgegenbringen solle.
Die Diskussionsrunden verliefen dann allerdings etwas sehr harmonisch, weil man auf das Podium durchweg „staatstragendes“ Personal eingeladen hatte. Selbst Eva Högl, Mitglied im NSU-Untersuchungssausschuss, erklärte zu Beginn ihr Bekenntnis zu den deutschen Geheimdiensten. Sogar der Investigativjournalist Georg Mascolo verhielt sich diplomatisch und bekundete, mit der Neuregelung der Vorratsdatenspeicherung keine Probleme zu haben. Oups … Am Freitag stieß auch NSA-Untersuchungsausschussmitglied Christian Flisek hinzu, nach dem er zuvor im Bundestag entgegen der Meinung der SPD-Basis für die Vorratsdatenspeicherung gestimmt hatte. Auch sonst scheint der Mann kein allzu kritischer Geist zu sein.
Die Gäste im Saal durften die Fachleute am offenen Mikrofon befragen. Am besten gefiel mir jene Feministin, die sich nach dem Frauenanteil in den Diensten erkundigte und wissen wollte, ob eine solche Abbildung der Gesellschaft zu mehr Kontrolle führe. Man hätte man ihr anworten können, dass der BND mit der Ost-Expertin Dr. Gabriele Gast über eine so qualifizierte Kraft verfügte, dass diese als Doppelagentin sogar gleich für zwei Geheimdienste parallel tätig war und für die DDR den BND effizient kontrollierte. Vermutlich war aber eine andere Art von Kontrolle gemeint. ;)
Vollends irritiert hat mich allerdings der Geschichtswissenschaftler Prof. Wolfgang Krieger, der zur Kommission jener Historiker geört, dem der BND Zugang zu seinem Archiv bis zum Jahr 1968 gewährt. Sein Privileg sah Krieger offenbar als Verpflichtung an, um sich beim Fachpublikum anzubiedern, indem er kritische Journalisten als „unseriös“ beschimpfte. Die Dienste agierten ja im Auftrag der Politik, sogar das Church-Kommitee hätte gezeigt, dass diese Sachen im Weißen Haus beauftragt worden sei. In der Pause bestätigte er mir auf Nachfrage sogar ausdrücklich seine Ansicht, dass man im Weißen Haus von MKUltra wusste und den U2-Überflug von Gary Powers ausdrücklich gebilligt hätte. Ähm … Sollte dies der Fall gewesen sein, muss Prof. Krieger wohl tatsächlich über Geheimwissen verfügen. Ich hingegen werde mich wohl lieber weiter an „unseriöse“ Quellen halten …
10. Oktober 2015
Diese Woche habe ich an der Gründungskonferenz des Europäischen Zentrum für Presse- und Medienfreiheit in Leipzig teilgenommen. In Deutschland sind wir in der glücklichen Situation, dass zumindest Strafrecht die Pressefreiheit nur ganz selten eine spürbar bedroht, während Journalismus in vielen Ländern sogar lebensgefährlich sein kann.
Sechs Menschen werden sich künftig professionell um die Belange vorwiegend europäischer Pressefreiheit kümmern. Als Standort wurde Leipzig nicht nur wegen des historischen Bezugs zur Meinungsfreiheit durch die Montagsdemonstrationen gewählt, sondern auch wegen seiner geographischen Entfernung etwa zum politischen Berlin. Die überwiegend von Journalisten und Medienjuristen aus dem Ausland besuchte Veranstaltung war anspruchsvoll und mit professionellerem Aufwand als vergleichbare Tagungen durchgeführt worden. Im Rahmen der Gründungskonferenz wurde der Leipziger Medienpreis an einen in der Türkei verfolgten Publizisten sowie einen im Iran mit Haft und Filmverbot belegten Künstler vergeben.
Mit engagierten Streitern für investigativen Journalismus und Pressefreiheit wie Prof. Dirk Voorhoff (Universität Ghent) oder Henrik Kaufholz (SCOOP, Dänemark) sind gute Leute im Vorstand und ich bin gespannt, wie sich das Projekt entwickeln wird. Zu den Aktivisten gehört vor allem auch Stern-Journalist Hans-Ulrich Jörges.
Doch wer für Pressefreiheit streitet, wird sich daran messen lassen müssen, wie er selbst mit Kritik umgeht. Daher wage ich mal das Experiment und kritisiere:
Wer eine NGO aufzieht, muss diese einerseits solide finanzieren, sich andererseits die Unabhängigkeit bewahren und sich gegen Vereinnahmung durch Dritte als resistent erweisen. Ob das ECPMF diesen Spagat meistern wird, erscheint angesichts der bisherigen Finanziers zweifelhaft: Diese heißen Bertelsmann, Axel Springer SE, Europäische Kommission, Auswärtiges Amt (Deutschland) und Freistaat Sachsen sowie über die Leipziger Medienstiftung die Sparkasse Leipzig. Zumindest die beiden Mediengiganten haben am Export von Pressefreiheit ein wirtschaftliches Interesse und sind für politische Agenden bekannt, die Politiker werden wohl ebenfalls eine haben. Die folgenden drei Beobachtungen machten mich skeptisch:
1.
Weder der Vorsitzende des Vorstandes der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig noch der OB der Stadt Leipzig ließen auch nur Spurenelemente von Medienkompetenz erkennen. In ihren Festreden bedauerten sie inbrünstig, dass es gegenwärtig Leute gäbe, die den Medien nicht glauben würden. Das haben diese Herren allen Ernstes wirklich so gesagt.
Liebe Leute, die Nachrichten zeigen uns nur einen winzigen Ausschnitt der Realität. Die Lüge beginnt bereits mit der Auswahl, was nicht gezeigt wird, und oft genug ist auch das Berichtete irreführend bis unwahr und dient unterm Strich dem Transport von Feindbildern. Ich verweise auf drei Interviews der Nachdenkseiten mit dem renommierten WDR-Journalist Walter von Rossum, dem Schweizer Friedensforscher Dr. Daniele Ganser und dem Medienkritiker Eckart Spoo sowie einen Beitrag von Polit-PR-Spezialist Albrecht Müller. Kein Stoff für Sonntagsreden …
2.
Politische NGOs waren und sind stets anfällig für Instrumentalisierung, etwa zur Verbreitung von Botschaften als scheinbar neutrale Meinungsführer.
Historisches Beispiel ist die von Anfang an erfolgte Unterwanderung von Amnesty International durch die CIA, um Propaganda gegen die Sowjetunion zu orchestrieren und in Ländern mit Bodenschätzen die „Menschenrechte“ anzuprangern. Die Gründerin der westdeutschen Sektion von AI war die CIA-Agentin Carola Stern. Die ebenfalls grundsätzlich verdienstvolle NGO „Reporter ohne Grenzen“ wird üppig aus den USA finanziert und hat bei US-Freunden wie Saudi-Arabien oder Poroschenko erstaunlich blinde Flecken. Die angeblich „grenzenlosen“ Reporter scheinen die Journalisten von RT nicht als ihresgleichen zu akzeptieren, wenn diese etwa in Ferguson Polizeiübergriffe beobachten.
Im Vorstand des ECPFM ist die engagierte Medienanwältin Galina Arapova aus Russland, die alle Berechtigung der Welt hat, um die dortigen Verhältnisse und insbesondere die Einschüchterung von Journalisten anzuprangern. Ich will keinesfalls den Mut und die Motive der Kollegin infrage stellen oder in sonstiger Weise respektlos erscheinen, aber im Rahmen des neuen Kalten Kriegs wäre es verwunderlich, wenn man nicht die Gelegenheit wahrnehmen würde, um sie für politische Zwecke zu instrumentalisieren.
Positiv anzumerken ist, dass der Vorstandsvorsitzende Henrik Kaufholz durchaus sehr deutliche Worte auch für Präsident Obama fand, der Whistleblower gnadenlos verfolgt und damit eine vitale Bedrohung für Pressefreiheit darstellt. Der Däne ging dabei weiter als alle Deutsche, die in vergleichbaren Situationen Reden halten.
3.
Zu den Gästen gehörte auch der EU-Abgeordnete und Kohl-Spezi Elmar Brok. Der Mann war lange ein Bertelsmann-Lobbyist mit parlamentarischem Mandat – andernorts würde man so etwas Korruption nennen. Als Streiter für Pressefreiheit war der Politiker bislang nicht aufgefallen, im Gegenteil baute er bei kritischer Berichterstattung Druck auf Journalisten auf und spielte eine fragwürdige Rolle in der Ukrainekrise (wo man dieser Tage ein eigenartiges Verständnis von Pressefreiheit hat). Brok wäre so ziemlich der letzte, dem man auf einer Veranstaltung zur Pressefreiheit eine Bühne geben sollte. Während der Veranstaltung mahnte ausgerechnet dieser Zeitgenosse bei EU-Beitrittskandidaten altklug Hausaufgaben bei der Pressefreiheit an.
Aus dem ECPMF kann etwas Großes werden, aber man sollte die Leute, mit denen man sich einlässt, gut im Blick behalten.
admin •
12:06 •
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