Deutschland schaut heute auf Ludwigshafen, wo der neue Direktor der Landeszentrale für Medien und Kommunikation gewählt wird. Das ist die rheinland-pfälzische Landesmedienanstalt, welche die Aufsicht über den privaten Rundfunk usw. ausübt. Dies soll den verfassungsrechtlichen Vorgaben entsprechend „staatsfern“ erfolgen. Um diese Staatsferne zu gewährleisten, wird der Direktor nicht von der Politik bestimmt, sondern von einer Versammlung gewählt, die sich wie bei den Rundfunkräten aus Vertretern aus der Gesellschaft zusammensetzt, mit Gesandten von Gewerkschaften, Religionsgemeinschaften und Sportverbänden usw. („Gesegnet sind die Skifahrer“).
Doch nun pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass diese Wahl manipuliert sein soll. So bekommt die Versammlung nicht etwa eine Auswahl an Bewerbern, vielmehr wurde ein einziger Kandidat unter extrem konspirativen Umständen ausgekungelt und soll ganz kurz vor der Wahl bekannt gegeben werden. Die angeblich nicht parteipolitisch entsandten 42 Vertreterinnen und Vertreter des pfälzischen Volkes sollen den – tatsächlich wohl von der Politik präsentierten – Direktor abnicken. Das Ganze wäre dann ein pseudodemokratisches Ritual, absolviert von Statisten, die den Souverän parodieren.
Diese Wahlvorbereitung ohne Ausschreiben oder sonstig transparentes Verfahren scheint mir eine originelle Interpretation des eigentlich auch in Rheinland-Pfalz geltenden Art. 33 Abs. 2 GG zu sein, der bei Besetzung von Staatsämtern eigentlich den Leistungs- und Wettbewerbsgedanken vorsieht:
Jeder Deutsche hat nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amte.
Der Mann, den man unter strengster Geheimhaltung offenbar ausgekaspert hat, ist der in NRW neulich arbeitslos gewordene Ex-Staatssekretär Herr Dr. Eumann. Medienpolitisch hat Herr Dr. Eumann eigentlich immer das Falsche getan. So soll er an der Schnapsidee mit der Haushaltsabgabe beteiligt gewesen sein, die auch dann anfällt, wenn dort weder Empfangsgeräte vorhanden sind noch Personen mit deutschen Sprachkenntnissen wohnen.
Auch persönlich ist Herr Dr. Eumann ein spannender Kandidat: Mit seiner Doktorarbeit hatte er wohl gewisse Probleme, im Kölner Müllskandal machte der Sozialdemokrat eine unglückliche Figur. So richtig sympathisch aber wurde er durch den Schachzug, den NRW-Landesmedienchef (CDU) aus dem Amt zu kegeln, in dem er das Gesetz änderte. So muss man in NRW nun Volljurist sein und mindestens 18 Monate Karenz zur aktiven Politik vorweisen. Nach seinen eigenen Maßstäben dürfte sich der Nichtjurist Herr Dr. Eumann, der noch vor einem halben Jahr die NRW-Regierung repräsentierte, heute nicht in Ludwigshafen sehen lassen.
Kölner Verhältnisse auch rheinaufwärts in Ludwigshafen? Nun ja, es geht es um Bimbes.
Also wenn es bei der Wahl schon so provinziell zugehen sollte, dann könnte man doch wenigstens konsequent sein und einen Kandidaten aus ebendieser Provinz berücksichtigen. Soll wirklich ein Hamburger den Pfälzern erzählen, wie sie ihr Radio zu hören haben?
Ein „fadenscheiniges“ Findungsverfahren FAZ vom 03.12.2017
Der Hürdenlauf des Ex-Staatssekretärs: RHEINPFALZ.de Rheinpfalz vom 02.12.2017
Ich sage dazu nichts! FAZ vom 01.12.2017
Meine Kandidatur als künftiger Direktor der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz kanzleikompa.de vom 01.12.2017
Bewerbung als Entfilzung Telepolis vom 28.11.2017
Kompa vs. Eumann kanzleikompa.de vom 27.11.2017
Personalie mit Geschmäckle? Deutschlandfunk vom 23.11.2017
Ein Klüngelmännchen für die Medienaufsicht Uebermedien vom 10.11.2017
Medienanstalt: Folgt Eumann auf Pepper? Rheinpfalz vom 06.11.2017
NRW-Politiker darf Doktortitel behalten SPIEGEL online vom 10.04.2014
SPD-Politiker nahm falsche Quittung an SPIEGEL online vom 11.03.2002
Dr. Eumann wird neuer LMK-Direktor » Rechtsanwalt Markus Kompa – Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, Köln
[…] ausgeschlossen, nämlich für den Bericht der etwas diffusen Findungskommission. Angesichts der Misstöne im Vorfeld wäre durchaus eine Vertagung der Wahl zu erwarten […]
#1 Pingback vom 04. Dezember 2017 um 20:11
Die Geheimnisse von Rheinland-Pfalz » Rechtsanwalt Markus Kompa – Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, Köln
[…] meine Andienung bei den Versammlungsmitgliedern und meine Videobewerbung scheinen die Medienwächter nicht erreicht zu haben, Social Media kennen die wahrscheinlich nur aus […]
#2 Pingback vom 08. Dezember 2017 um 13:18
Eumann wird oberster Medienaufseher in Rheinland-Pfalz - Gegenkandidat Kompa unterliegt • Stefan Fries
[…] der Kölner Medienanwalt Markus Kompa symbolisch eine Gegenkandidatur angekündigt. Heute legt er mit einem Bewerbungsvideo nach. Trotz seiner humorvoll geschriebenen Bewerbung bestand Kompa im @mediasres-Interview im […]
#3 Pingback vom 15. Mai 2018 um 21:52
Ex-SPD-Medienstaatssekretär aus NRW kommt im SPD-Land Rheinland-Pfalz unter | zeitsturmradler
[…] also von uns Bürgern. Der Rechtsanwalt Markus Kompa, Fachanwalt für Urheber und Medienrecht, bewarb sich zwischenzeitlich auch auf den Posten. Ich frage mich ja immer noch, warum die SPD bei solchen […]
#4 Pingback vom 16. Juni 2018 um 10:40
Ex-SPD-Medienstaatssekretär aus NRW kommt im SPD-Land Rheinland-Pfalz unter | zeitsturmradler.de
[…] also von uns Bürgern. Der Rechtsanwalt Markus Kompa, Fachanwalt für Urheber und Medienrecht, bewarb sich zwischenzeitlich auch auf den […]
#5 Pingback vom 19. Juni 2018 um 08:51