Dieser Tage geht im englischen Blackpool eine denkbar spleenige Veranstaltung über die Bühne, nämlich der alle drei Jahre stattfindende Weltkongress der Magier. Vor 15 Jahren wurde dieses Event eine Woche lang im Kulturpalast in Dresden abgehalten, wo ich damals als Stagehand fungierte. Auf diese Weise waren die besten Zauberer der Welt gezwungen, mit mir ihre Geheimnisse zu teilen … ;)
Bemerkenswert fand ich einen Magier aus dem arabischen Raum, der die Anreise der eigenen Assistentin einsparte, in dem er vor Ort eine solche mietete. Er hatte in dem 1997 noch verhältnismäßig jungen Medium Internet einen sächsischen Zauberer mit Assistentin gefunden und diese pragmatisch „angemietet“. Da noch ein paar andere Kollegen Bedarf hatten, wurde die gute Frau eine Art Universalassistentin.
Weil irgendwer eine Ente zum brauchte, musste auch eine Ente angemietet werden. Der sächsische Tierhändler schrieb auf der Quittung tatsächlich „Ende“! Zu den skurrilsten Begebenheiten gehörte die Beschwerde eines unfassbar tuntig gewandeten und geschminkten Italieners, der wie ein Rohspatz über eben jene Ente schimpfte, die zwischenzeitlich freilaufend in seiner Garderobe ihre Notdurft verrichtete. Eine Ente in einem Theater wieder einzufangen ist keine leichte Aufgabe. Viel witziger war es, einen Enthüllungsjournalisten von hinter der Bühne zu verjagen.
Die Probleme, die Zauberer so haben, liegen oft da, wo man sich nicht vermuten würde. So schoss ein Kollege eine Frau, deren Arm von einem Zuschauer unterschrieben wurde, mit einer Kanone ein riesiges Wasserglas. Die eigentliche Herausforderung ist, dass das riesige Wasserbassin auf der Bühne bewegt werden muss und dass das Wasser eine Temperatur hat, die der Assistentin genehm ist.
Eine sportliche Herausforderung bedeutete mein Job als Stagehand bei den Quickchangern David&Dania. Die Darbietung ist auf die Sekunde genau getimet, so dass der jeweilige Helfer, der Requisiten reinreichen oder abbauen muss, keine Zeit zu verlieren hat. Im riesigen Kulturpalast in Dresden aber war die Bühne mindestens doppelt so breit wie gewöhnlich, so dass die Wege doppelt so lang waren. Oups! Mein jeweiliger 50 m-Lauf hatte sich gelohnt, denn die rasante Show gehörte zu beiden einzigen Darbietungen, die mit einer Standing Ovation bedacht wurden.
Ja, ich kenne auch normale Leute. Aber nicht viele …