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Rechtsanwalt Markus Kompa – Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, Köln
Blog zum Medienrecht


7. Januar 2010

Tritt Professor Gersdorf in GEZ-Streik?

Soeben von mir auf Telepolis erschienen: Staatsrechtler Prof. Hubertus Gersdorf überlegt, durch einen Widerspruch gegen seinen GEZ-Bescheid und entsprechende Klagen ein Vorlageverfahren nach Art. 100 GG zu initiieren, damit das Bundesverfassungsgericht die Staatsferne des ZDF kommentieren kann!

Bloggender Prozesshansel: Falscher Kläger, Ausschlussfrist verpatzt

Da bekommt der Kai Diekmann in letzter Zeit kostenlosen Rechtsrat von mir, trotzdem verlässt er sich lieber auf seine Berliner Rechtsberater. Die TAZ kommentiert mitleidig u.a.:

Zu dem  Beitrag auf taz.de  “Bild zahlt für Sarrazin-Interview” vom 16.11.2009, in dem wir berichtet hatten, dass der Springer-Verlag Lettre ein Vergleichsangebot von 30.000 EU gemacht hätte, hatten Kai Diekmanns Anwälte beim Landgericht Berlin eine Gegendarstellung beantragt. Das Landgericht lehnte diese ab, weil Diekmann von der Meldung nicht betroffen sei. Daraufhin beantragten dieselben Anwälte eine Gegendarstellung für den Axel Springer Verlag. Dies wurde vom Landgericht erneut abgelehnt, weil der Axel Springer Verlag die Gegendarstellung nicht unverzüglich angemeldet und so die Frist versäumt hatte. Die Kosten für diesen Anfängerfehler: 3.000.- €. (more…)

Krawallblogger erfährt Streisand-Effekt – verdient?

Bernd Höcker, Betreiber einer Querulantenseite GEZ-kritischen Website sowie Buchautor im Eigenverlag, konnte eine Unterlassungsverfügung des Landgerichts Hamburg erfolgreich in einen PR-Coup umwandeln: Nach der Piratenpartei solidarisiert sich sogar DIE ZEIT mit dem Krawallblogger und bezieht sich dabei auf eine Pressemeldung der Piratenpartei, die allerdings wesentliche Umstände unterschlägt.

Gab es überhaupt eine Straftat?

Wie bereits berichtet, hatte Höcker über eine angebliche Straftat des NDR-Justiziariats berichtet und den NDR-Mann sogar wegen Urkundenunterdrückung angezeigt. Höcker ist der Meinung, der NDR-Mann habe einen Gebührenbescheid aus Gerichts-Akten verschwinden lassen. Ich kenne den Fall nicht im Detail, aber: (more…)

6. Januar 2010

Kläger Jehovas – Buske verbietet „Jehova-Sagen“!

Ich habe dieses Jahr noch gar nicht über das Landgericht Hamburg gelacht. Bevor sich meine Blogleser Sorgen machen müssen, sei hier ein lustiger Fall nachgereicht:

Die Zeugen Jehovas sind für Sanftmut bekannt, weniger jedoch deren Anwälte. So hatten sie Herrn Buske gebeten, einem Sekten-Kritiker die Äußerung verbieten lassen, ein bestimmter Herrn aus München habe ein „geistliches Amt“ bekleidet, ein sogenannter „Ältester“. Ehrensache, dass der Beklagte ebenso wenig wie der Bayer in Hamburg wohnte.

Einige Zeit später bekam der Sekten-Kritiker eine Einladung an ein bayrisches Amtsgericht. Hier erachtete es der besagte Bayer für sinnvoll, an Eides statt zu behaupten:

„Ich war auch Ältester (leitendes Mitglied) der Zeugen Jehovas.“

Oups! Demnächst wird der Sekten-Kritiker vom Staatsanwalt vernommen – als Zeuge der wohl zu erwartenden Anklage. Den Zeugen Jehovas sei jedoch ins Gewissen geredet:

Du sollst kein falsches Zeugnis geben!

5. Januar 2010

Mr Spock für deutsche Wikipedia nicht relevant genug

Mr Spock ist vielen Wikipedien relevant genug für einen eigenen Artikel. Wie ein Feature des hr thematisiert, ist der Weltraumveteran für die deutsche Wikipedia allenfalls für einen Unterabschnitt im Artikel „Figuren im Star Trek-Universum“ fein genug – und hat damit gegen den Todesstern, Bauchnabelfussel, Kai Diekmann und Hunderte von Pornodarstellerinnen mit jeweils eigenem Artikel klar verkackt.

Wird schon zu irgendwas gut sein. Oder wie Spock sagen würde: „Menschen treffen unlogische Entscheidungen.“

Soll bloß keiner behaupten, jemand hätte bei den Leuten vom Planeten Wiki eine vulkanische Gehirnschmelze durchgeführt …

Nachbarschaftsstreit: Drohung mit Psychiatrie abzuraten, wenn man Arzt ist

Es liegt ja bei Streitigkeiten nahe, dem Kontrahenten die Diagnose einer Geisteskrankheit anzudienen. Das kann jedoch insbesondere dann strafrechtliche Folgen haben, wenn man beruflich einen Bezug zu Geisteskranken hat. Wie die Kollegen Linten&Partner berichten, landete ein gestresster Mediziner vor dem Kadi, weil er der 84jährigen Frau seines Nachbarn mehr oder weniger gedroht hatte, den Nachbarn in die Psychiatrie stecken zu lassen. Da Ärzte eine gewisse Macht haben, etwa im medizinischen Betrieb, nahm die Frau die Aussicht eines entsprechenden Machtwortes sehr ernst.

Diekmanns Wikipedia-Kampagne floppt gnadenlos

Mein Wikipedia-Kritik-Kollege Kai Diekmann versuchte gestern, seine Blogleser zur Korrektur des Wikipedia-Artikels zum „TAZ-Dödel“ zu animieren. 24 Stunden nach Beginn der Aktion haben gerade einmal zwei Leute editiert, wobei das Werk des zweiten Autors sofort von einem Kleingärtner vom zuständigen Artikelbesitzer mit den Flüchen „WP:NPOV, WP:WEB, WP:Q“ belegt und revertiert wurde. Die marginale Ergänzung des ersten Autors, die überlebte, stammte von einem Wikipedia-Insider, der offenbar über hinreichend erforderlichen „Stallgeruch“ verfügt.

Der ebenfalls zur Korrektur ausgerufenen Beitrag über Kai Diekmann hat nicht einen einzigen Edit erhalten! Das wäre allerdings auch gestandenen Wikipedianern möglich gewesen, denn den hat irgend ein wohlmeinender Wikipedant halbgesperrt, sodass bereits Diekmanns Aufruf, die reziproke Weltinterpretation der Prawdapedia zu korrigieren, ein untauglicher Versuch war.

Was ist das nur für eine Welt, in welcher sich die Wikipedia ausgerechnet vom BILD-Chef das Verdikt der Lüge vorhalten lassen muss? ;-)

Programmtipp: „Im Wegschauen vereint“ (D-Radio)

Die Enthüllungsjournalistin Gaby Weber ist auf Südamerika spezialisiert und untersucht dort insbesondere die nicht selten anrüchigen deutschen Aktivitäten. Unter falscher Flagge hatte sie etwa in der Colonia Dignidad undercover ermittelt. Meinen Bloglesern ist das gegenwärtige Verfahren am Bundesverwaltungsgericht gegen den BND bekannt, der Akten über seine Beziehung zu Eichmann rausrücken soll, was Frau Kanzlerin inzwischen erstmal verhindert hat.

Heute Abend nun kriegen im Deutschlandfunk um 19.15 Uhr nicht nur die westdeutschen Schlapphüte ihr Fett weg, auch der ostdeutsche Mitbewerber muss Federn lassen: „Im Wegschauen vereint“. Auch über Internet zu empfangen (falls jemand für dieses GEZ-anfällige Internet „neuartige Rundfunkempfangsgeräte“ bereithalten sollte).

4. Januar 2010

Wikipedia-Kritiker des Tages … ;-)

Heute erschien auf Telepolis mein Beitrag über die Wikipedia-Profiler, also Leute, die bei der Wikipedia vorgetäuschte Benutzer aufspüren, im Internet-Volksmund „Sockenpuppen“ genannt.

Leser meines Blogs wissen ja, dass ich mit den Wikingern so meine Probleme habe … ;-) Meine Kritik hatte ich insbesondere in diese Glosse gefasst, welche das fragwürdige Wissensmonopol und die durch Wikipedia beeinflusste Wahrnehmung der Realität auf die Schippe nahm, was mich da wohl einige Freunde gekostet hat.

Und wie ich soeben lese, habe ich nun in Sachen Wikipedia-Kritik einen weiteren unerwarteten Mitstreiter gefunden: BILD-Chef Kai Diekmann ist unzufrieden mit der Wikipedia-Berichterstattung über seinen … also über das Kunstwerk und ruft daher seine Leser auf, den Beitrag zu korrigieren. Er stellt sogar eine Reihe an Quellen bereit, gefährdet aber unsere junge Freundschaft, in dem er eine unterschlagen hat: Meinen liebevollen Beitrag zur rechtlichen Auseinandersetzung über die dem Kunstwerk zugrundeliegende TAZ-Satire auf Telepolis!

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Diekmann gewinnt 12 Trophäen des Deutschen Presserats!

Neuer Rekord für Kai Diekmann! BILD online zieht mit BILD print gleich! Beide Publikationen erwirtschafteten 2009 jeweils sechs mal Rügen vom Deutschen Presserat. Dabei beanspruchen sie zusammen einen stolzen Anteil von 20% 40% am Gesamtaufkommen der insgesamt 30 ausgesprochenen Rügen. Herzlichen Glückwunsch!

Update:

Wie mich inzwischen ein Leser wissen ließ, sind 12 Rügen nach neuester Forschung 40% von 30 Rügen.

Übrigens beherrschen 6 von 10 Deutschen keine Prozentrechnung. Das sind umgerechnet mehr als 80%!

Folgen haben diese Rügen nicht wirklich. Die müssen die Meldung mit den Rügen gerade einmal irgendwo zwischen Anzeigen für Klingeltöne und Stöhntelefonnummern abdrucken. Wenn Diekmann die Jungs vom Presserat auf einer Berliner Party trifft, gibt er ihnen vermutlich lässig einen aus, man macht ein paar joviale Witze und die Sache hat sich.

Nicht zuletzt, weil der Deutsche Presserat inzwischen auch online-Publikationen berügt, haben sich die Beschwerden um 70 Prozent auf rund 1250 gesteigert. Sie möchten auch mal motzen? Bitte sehr!