Ein pakistanisches Strafgericht verfügte die Amputation von Nasen und Ohren zweier Angeklagter. Diese hatten nämlich exakt dieses einer 18jährigen angetan, welche einen der beiden nicht ehelichen wollte.
Während man im ersten Moment versucht ist, dass für eine gerechte Strafe zu halten, sollte man sich im zweiten Moment fragen, ob man in einer Kultur leben möchte, in welcher der Staat solch rohe Grausamkeiten durchführen darf. Wie kriminologische Studien belegen, hat etwa die Todesstrafe keine abschreckendere Wirkung als die Haftstrafe, begünstigt jedoch ein allgemeines Klima der Gewalt und Verrohung.
Der Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland gab der Neuen Osnabrücker Zeitung ein lesenswertes Interview zur Wikipedia-Debatte. Offenbar hat man inzwischen erkannt, dass die Wikipedia nicht nur Autoren hat, sondern auch Leser. Und dass diese Leser eine eigene Vorstellung davon haben, was sie in einer interaktiven Online-Enzyklopädie lesen wollen, sich inzwischen massiv zu Wort melden. Soweit scheint die Botschaft angekommen zu sein.
Beim eigentlich spannenden Punkt, nämlich dem Zensurvorwurf, schwächeln die Erkenntniskräfte:
„Und dann gibt es aber noch eine zweite Sperre, das ist die sogenannte Vollsperre. Hier kann auch ein angemeldeter Benutzer nicht mehr in dem Artikel editieren, das heißt der Artikel ist komplett für Bearbeitungen gesperrt. Hintergrund: Wenn es massive Meinungsverschiedenheiten um einen Inhalt gibt und beide Seiten probieren, ihre Meinung durchzusetzen, dann kann der Artikel kurzfristig gesperrt werden, bis das Thema durch Diskussion geklärt wurde.“
„Kurzfristig“? Was meint er wohl damit? Sicherlich nicht die permanente Sperrung des Artikels zum Kennedy-Mord, wo unser oberster Attentats-Deuter Phi seine Macht des kleinen Mannes auslebt, wo der weise Verkünder Atomiccocktail („Denn sie wissen nicht, was Wikipedia ist“) seine schlechte Kinderstube ausbreitet und wo die Admins Pjacobi und Mogelzahn Richter spielen, wobei sie verschweigen, dass die von ihnen regelmäßig begünstigte Partei Phi dem gemeinsamen Hamburger Wikipedia-Stammtisch angehört. (Mogelzahn hatte ich übrigens gestern zufällig enttarnt! Klickt man beim Foto des Landgerichts Hamburg auf den Namen des Fotografen Claus-Joachim Dickow, so gelangt man zum Hamburger Wikipedia-Stammtischbruder Mogelzahn … Tja, mogeln will gelernt sein!)
Das Wort „Zensur“ mag er nicht gelten lassen:
„Der Begriff Zensur geht aus meiner Sicht schon am Thema vorbei, weil es keine zentrale Institution gibt, die zensieren könnte. Hier handelt es sich in allen Fällen um die Entscheidung der Community und das Ergebnis von Diskussionen.“
Im genannten Beispiel „Kennedy-Mord“ heißt dies Community „Phi“. Das Ergebnis von Diskussion ist, das diese ignoriert und widerlegte Falschbehauptungen trotzig aufrecht erhalten werden, etwa die Wahnvorstellung Phis, der Mehrheit der Autoren zum Attentat folge „dezidiert der Alleintäterthese“ und andere Meinung hätten als „randständig“ zu gelten, weshalb sie aufgrund irgendeiner Wiki-Regel nicht im Artikel zu erwähnen seien. Enzyklopädischer Totalschaden!
Auf die Kritik der Interviewerin „Derjenige, der diese Diskussion als Administrator zusammenfasst und auswertet, der interpretiert ja auch.“ antwortet der Wikimedia-Mann:
„Es geht hier ausschließlich um das Löschen von Artikeln.“
Huch? Hat er noch immer nicht begriffen, dass die Lösch-Debatte nur eine Facette des weitaus fundamentaleren Community-Problem der Wikipedia ausmacht?
Angesprochen auf das Problem der PR-Manipulationen relativiert er und beschwört die Selbstreinigungskräfte der Wikipedia.
„Sie brauchen gar kein trojanisches Pferd, um reinzukommen.“
Was der gute Mann jedoch verschweigt, ist die inzwischen gut belegte Tatsache, dass Leute aus dem Wikipedia-Umfeld solche PR-Dienstleistungen sogar anbieten. (Auch hier stoßen wir wieder auf den Namen eines geschätzten Hamburger Wikipedia-Stammtischbruders …)
Politiker kommen im Allgemeinen damit durch, Probleme zu marginalisieren und auszusitzen, bis die Presse keinen Spaß mehr am Thema hat. Ob solche Ignoranz in einer interaktiven Community auch funktioniert, bleibt abzuwarten.
Wie der Kollege Spieß vermeldet, scheint man auch in Braunschweig keinen Gefallen an aufgedrängte Leistungen wie dem ins Internet gestreamten Radioprogramm zu finden. Jedenfalls dann nicht, wenn dieser zusätzliche Vertriebsweg Geld kosten soll, dieses unabhängig von der Inanspruchnahme – und dann noch für das Zweitgerät!
Demnächst will die GEZ ja sogar Handys in die Pflicht nehmen, die via Internet Radio empfangen …
Da entrüstet sich ein Journalist, ein Verdacht gegen – nennen wir ihn mal: „Graf Koks“ – sei „absurd“ – und schon klagt der feine Herr dagegen, dass er das überhaupt gebracht hätte. Er bekam auf fürstliche Weise recht:
„Als absurd erwies sich ein 1999 von einem vermeintlichen Mafia-Kronzeugen ausgesagter Verdacht, wonach der heute 58-jährige Adelige selbst in Strukturen dieser kriminellen Organisation eingeflochten sei.“
Dieser Vorwurf war vollkommen haltlos und auf eine Verwechslung zurückzuführen. Der Kläger hielt die Berichterstattung für rechtswidrig. Er fühlte sich in seinem Allgemeinen Persönlichkeitsrecht verletzt und begehrte Unterlassung.
Hier fragt sich der geneigte Journalist, wie denn eine Distanzierung nach Hamburger Bräuchen zu gestaltet sei, wenn nicht einmal die Bewertung eines Verdachts als „absurd“ ausreichend sein soll und eine eindeutige Quellenkritik geboten wird. Offenbar war selbst die Schilderung des definitiv entkräfteten Verdachts (über den anderweit schlimmen Finger) nicht ausreichend, um namentlich berichten zu dürfen.
Über die Verhandlung lesen wir beim inoffiziellen Gerichtsschreiber, dass sich Graf Koks nicht zu den Personen der Zeitgeschichte zählt, obwohl er anscheinend selbst im Gerichtssaal Autogramme zu geben pflegt und in seinem Revier geruht, Rentner zu verkloppen, was nun einmal feudaler Tradition entspricht. Der Adlige scheint jedoch diesmal Opfer einer Verwechslung mit einem anderen Standesprivilegierten gewesen zu sein. Einen schlechten Ruf erwerben sich Durchlaucht jedoch vorzugsweise selber. Adel verpflichtet.
Während die „vons“ und „zus“ und „auf und davons“ in der Hamburger Pressekammer unter Artenschutz zu stehen scheinen, ist etwa die Hamburger Bürgerschaft sogar stolz, sich des Adels beizeiten entledigt zu haben. Besuchen gekrönte Häupter etwa den Bürgermeister, so ist es diesem aus Tradition verwehrt, irgendwelche Monarchen am Portal zu empfangen und auf diese Weise Unterwürfigkeit zu demonstrieren, vielmehr haben diese sich die Treppe hinauf zu begeben, um sich nicht als etwas Besseres als die anderen Bittsteller auch zu fühlen.
So hatte man mir es vor drei Jahren auf einer Stadtrundfahrt erklärt, die ich direkt nach meinem ersten Besuch bei Richter Buske unternommen hatte.
Der Film zeigt u.a. Kuverts und Koffer, die zwischendurch wie von Geisterhand den Platz wechseln, und analysiert Anruferstimmen mit dem Ergebnis, dass offenbar immer wieder die selben Personen, allerdings mit unterschiedlichen Namen, anrufen. Die für die Sendungen verantwortliche Firma hatte bereits seit Anfang Dezember durch zahlreiche Abmahnungen und Einstweilige Verfügungen gegen diverse Portale und Einzelpersonen alles unternommen, um den Film aus dem Netz zu bekommen.
UND NUN DIE GROSSE- 100.000,- EURO PREISFRAGE!!!
WELCHES LANDGERICHT WIRD WOHL DIE UNTERLASSUNGSVERFÜGUNG AUSGESPROCHEN HABEN?
WAR ES
A: Das Langericht Hamburg?
B: Eine Pressekammer in Hamburg?
C: Ein Hamburger Gericht am Sievekingplatz 1?
D: Alle zusammen?
Der Gewinner erhält einen Reisegutschein für zwei Personen nach Hamburg!
Am tollsten läuft es hier in NRW: Da dürfen ja inzwischen Zeitungsverlage auch private TV-Sender kontrollieren. Künftig sagt uns dann die WAZ sowohl per Dudelsender, als auch per Käseblatt, wie lokalpolitisch die Dinge so zu laufen haben. Dem Kai sein Blättchen jubelt ebenfalls.
Eine attraktive Russin klagt gerade gegen die russische Gerichtsvollzieher wegen Missbrauch eines Fotos von ihr. Sie staunte nämlich nicht schlecht, als sie im TV sah, was sich die Gerichtsvollzieher hatten einfallen lassen, wie man Schulden-Nomaden einfängt:
Die checken ihre Pappenheimer, die sich dem Zugriff entziehen, in sozialen Netzwerken durch und nehmen dann unter der Identität einer schönen Frau Kontakt auf. Die flirten so lange mit den säumigen Zahlern, bis diese von sich aus ein Date vorschlagen. Ziemlich ungeschickt ist es dann, mit einem fetten Auto protzen zu wollen, wenn man hoch verschuldet ist, denn zum Date erwartet den liebestollen Schuldner nicht die heiße Braut, sondern der kalt kalkulierende Gerichtsvollzieher.
Hierzulande wäre die Nutzung eines Fotos zur – wie es in Fachkreisen heißt – „Honigfalle“ ein Verstoß gegen das Recht am eigenen Bild, § 22 KunstUrhG. Auch in Russland scheint es so was zu geben.
Die russischen Gerichtsvollzieher haben inzwischen angekündigt, künftig nur Fotos von Frauen zu verwenden, die eingewilligt haben.
So etwas kommt dabei heraus, wenn Medien Monopole und Oligopole bilden. Hier in NRW ist eine Zunahme dieses Phänomens zu erwarten, da das neue Landesmediengesetz Zeitungsverlagen die 100%ige Kontrolle an TV-Sendern gestattet. Da hat sich aber die WAZ gefreut!
Wie unverhohlen Medienkonzentration stattfindet, konnte man dieses Jahr in Berlin verfolgen, als dpa bekanntgab, ins Axel Springer-Haus zu ziehen. Der Tagesspiegel zog aus der auf Kantinenebene zu erwartenden Fusion der größten deutschen Presseagentur mit der Springer-Presse die angemessene Reaktion: Er kündigte sein dpa-Abo.
Wie schlimm die Oligopolisierung Berliner Medienmacher im Extremfall werden kann, zeigt dieses pseudosatirische Treffen, in dem in achteinhalb Minuten kein einziger Gag zündete.
„Medienmann und Blogger des Jahres“ Kai Diekmann wird nicht müde, mir Stoff für mein kleines Blog zu liefern. Jetzt musste er eine Gegendarstellung von Frank Berberich veröffentlichen. Die Druckqualität der Gegendarstellung entspricht allerdings nicht der Originalmeldung, vielleicht muss der gute Diekmann das nochmal bringen. Müsste sich doch eigentlich zur BILD-Zeitung herumgesprochen haben, dass die Gegendarstellung optisch nicht schlechter ausfallen darf als der Originaltext, also im Zweifel in der gleichen Schrift gesetzt werden muss. Diekmanns Anwalt – vermutlich mein lieber Kollege Dr. M. (Grüße!) – wird das zweifellos wissen. Ob Diekmann wieder provozieren möchte, um Berberich dann als kleinlich hinzustellen, wenn dieser Nachbesserung verlangt?
Bei dieser Gelegenheit sei noch etwas nachgetragen: Vor allem durch meine Pingbacks bin ich ja auch präsent in Diekmanns Kommentarforum. Neulich hatte ich einen für Diekmann besonders unschmeichelhaften Beitrag geschrieben, der zwar zunächst freigeschaltet wurde. Dann aber verschwand Diekmanns Ausgangsposting – samt der Kommentare!
Vielleicht war es ja nur thematisch veranlasst, denn das Ursprungsposting betraf seinen inzwischen ja abgezählten Countdown. Daher hier nochmal der Beitrag „Morgendliche Propaganda beim Bäcker“. Weil’s so schön war!
Das Landgericht Hamburg bekam gestern Besuch des Barden Udo Lindenberg, der von einem Kumpel verklagt wurde. Der will einzelne Teile einiger Werke beigesteuert haben, für die er nun Kohle sehen will. Das Gericht ließ jdoch durchblicken, dass der Anteil des Klägers zu gering gewesen sei.
Die genannten Lieder hießen ausgerechnet „Rudi Ratlos“ und Jonny Controlleti“.