Nachdem unter anderem SPIEGEL ONLINE die Anschläge in Oslo zum Anlass nahm, in islamistischen Internetforen nach Jubelmeldungen zu recherchieren, um das beliebte Feindbild zu bedienen, hat sich der Attentäter nun als das genaue Gegenteil entpuppt: Christlich, blond, blauäugig.
Ein Kommentator wies darauf hin, dass die Medien nach Bekanntwerden dieser unerwarteten Personalie nicht mehr von „Terror“, sondern von einem Verrückten sprachen. Man ist geneigt, die Medien einmal zu fragen, warum eine Handvoll religiöser Fanatiker eigentlich als Legitimation für einen Kreuzzug gegen die halbe islamische Welt gesehen werden. Umgekehrt wurden in Afghanistan und im Irak Tausende Menschen ganz offiziell im Namen westlicher Staaten massakriert. Allein unser Oberst Klein hat fünf mal mehr Menschen auf dem Gewissen als die RAF, der 34 Opfer zugeschrieben werden. Wer sind eingentlich die Terroristen?
Den Herrschaften von SPIEGEL ONLINE, die leichtfertig fremde Kulturen in Verruf bringen, möchte ich aus gegebenem Anlass den Pressekodex in Erinnerung rufen, Ziffern 2, 10 und 12. Vermutlich hat der SPIEGEL seinen Online-Ableger gemeint, als er kürzlich das böse Internet auf den Titel hievte.
UPDATE:
- Der Standard, 19.04.2011: „Von 249 Terroranschlägen in der EU im Jahr 2010 wurden lediglich drei von Islamisten begangen.“
- Aktueller Kommentar des Standard: „Der Moslem war’s“
Weiteres UPDATE:
- Die taz über den Pseudoberuf „Terrorismusexperte“
- Stefan Niggemeier über eine Entgleisung der Fuldaer Zeitung. Bei Niggemeiers Brötchengeber FAZ war allerdings letzte Woche etwas mindestens genauso Hirnverbranntes zu lesen …
Froschs Blog » Blog Archive » Im Netz aufgefischt #21
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Oslo: Terror kommt von Turban? | Erbloggtes
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#2 Pingback vom 24. Juli 2011 um 13:08
Norwegen, Terrormärchen und auf dem rechten Auge blind… « weezerle
[…] Doch dann lief etwas schief. Der durchgeknallte Spinner ist so weit rechts in der Gesellschaft einzuordnen, dass es schwer fällt das Märchen vom islamistischen Terror zu spinnen. Die Politik, anfangs wurde noch von “Terrorismus” gesprochen, spricht plötzlich nur noch von einem “Verbrechen”. Den “Terrorismus” haben wir für die Islamisten reserviert. Rechte Gewaltanschläge sind kein Terror, das sind Verbrechen. Einzelfälle. Durchgeknallte Einzeltäter. So etwas passiert halt gelegentlich. Da wird kein großes Märchen vom christlich-fundamentalistischen, völkischen oder gar nationalistischen Terror begründet. Nein, wo kämen wir denn auch hin. Da würden wir die durchgeknallten Volksbrüder genauso behandeln wie den durchgeknallten aus dem fremden Kulturkreis, so etwas geht natürlich nicht. Von 249 Anschlägen in Europa im Jahr 2010 sind lediglich 3 dem islamistischen Terrorismus zuzuordnen gewesen. In Deutschland starben alleine seit 1990 durch rechte Anschläge auf Menschenleben mindestens 137 Menschen. Aber einen rechten Terrorismus? Nein, so was gibt es nicht. Es gibt Amokläufer, einzelne Spinner. Hier konstruiert niemand ein Märchen. Auch die Politik nicht. Denn sie braucht die latent rechtsradikalen Idioten vom Stammtisch, sie hegt und pflegt die völkische Basis. Da hetzt man lieber gegen den Fremden. Damit fuhr man in der Vergangenheit immer gut und damit bewegt sich Europa in die Zukunft. Ich kann verstehen, dass diesen Versuchungen Sicherheitsbehörden und Politik nachgeben, ist es doch so schön einfach. “Aufklärung” und Bildung sind teuer, anstrengend und lassen sich nicht in kurzfristige Gewinne ummünzen. Was nützt gesellschaftliche Entwicklung wenn dafür morgen der DAX keinen Freudensprung macht? Der Stammtisch darf also beruhigt und ungestört weiter seine Vorurteile pflegen. Aber warum zur Hölle haben wir keinen Journalismus der die Sache etwas differenzierter betrachtet? Warum brüllt die ganze Medienwelt geschlossen in das gleiche Horn? […]
#3 Pingback vom 24. Juli 2011 um 23:03
Norwegen, Terrormärchen und auf dem rechten Auge blind… | weezerle
[…] Doch dann lief etwas schief. Der durchgeknallte Spinner ist so weit rechts in der Gesellschaft einzuordnen, dass es schwer fällt das Märchen vom islamistischen Terror zu spinnen. Die Politik, anfangs wurde noch von “Terrorismus” gesprochen, spricht plötzlich nur noch von einem “Verbrechen”. Den “Terrorismus” haben wir für die Islamisten reserviert. Rechte Gewaltanschläge sind kein Terror, das sind Verbrechen. Einzelfälle. Durchgeknallte Einzeltäter. So etwas passiert halt gelegentlich. Da wird kein großes Märchen vom christlich-fundamentalistischen, völkischen oder gar nationalistischen Terror begründet. Nein, wo kämen wir denn auch hin. Da würden wir die durchgeknallten Volksbrüder genauso behandeln wie den durchgeknallten aus dem fremden Kulturkreis, so etwas geht natürlich nicht. Von 249 Anschlägen in Europa im Jahr 2010 sind lediglich 3 dem islamistischen Terrorismus zuzuordnen gewesen. In Deutschland starben alleine seit 1990 durch rechte Anschläge mindestens 137 Menschen. Aber einen rechten Terrorismus? Nein, so was gibt es nicht. Es gibt Amokläufer, einzelne Spinner. Hier konstruiert niemand ein Märchen. Auch die Politik nicht. Denn sie braucht die latent rechtsradikalen Idioten vom Stammtisch, sie hegt und pflegt die völkische Basis. Da hetzt man lieber gegen den Fremden. Damit fuhr man in der Vergangenheit immer gut und damit bewegt sich Europa in die Zukunft. Ich kann verstehen, dass diesen Versuchungen Sicherheitsbehörden und Politik nachgeben, ist es doch so schön einfach. “Aufklärung” und Bildung sind teuer, anstrengend und lassen sich nicht in kurzfristige Gewinne ummünzen. Was nützt gesellschaftliche Entwicklung wenn dafür morgen der DAX keinen Freudensprung macht? Der Stammtisch darf also beruhigt und ungestört weiter seine Vorurteile pflegen. Aber warum zur Hölle haben wir keinen Journalismus der die Sache etwas differenzierter betrachtet? Warum brüllt die ganze Medienwelt geschlossen in das gleiche Horn? […]
#4 Pingback vom 10. Mai 2012 um 13:13