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Rechtsanwalt Markus Kompa – Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, Köln
Blog zum Medienrecht


WikiLeaks wird analog

Dieses Jahr sah ich den wirklich beeindruckenden Autorenfilm „8th Wonderland eines französischen Regisseurs, in dem es um eine Handvoll Leute ging, die mit einer Website den Lauf der Geschichte verändern wollen und eine Vielzahl an Followern hinter sich bringen, die mit den für Korruption anfälligen Staatssystemen nichts mehr anfangen können. Der Streifen ist so genial wie unterhaltsam, so dass ich nicht verstehe, warum er nur in einigen Programmkinos gelaufen ist. Jeder TV-Programmchef, der nicht auf den Kopf gefallen ist, sollte sich sofort eine Lizenz besorgen!

Seit dieser Woche ist „8th Wonderland“ alias WikiLeaks Teil der analogen Welt. Verzweifelt versuchen die Regierungen etwa von Frankreich und den USA, wo man vor Jahrhunderten das Menschenrecht Meinungsfreiheit kultivierte, zu zensieren, was das Zeug hält. Hätten wir heute die „Internetsperren“, dann besteht nicht der geringste Zweifel, dass die Politiker „zu unserem Wohl“ dieses Zensurinstrument benutzen würden. Mit welcher moralischen Berechtigung die USA China „Zensur“ vorwerfen wollen, soll mir mal jemand erklären.

Auch in „8th Wonderland“ gibt es Angriffe auf die Server, dem Projekt wird der Stecker gezogen. Doch dann kommt „9th Wonderland …“ Und sollte es gelingen, WikiLeaks abzuschalten, so wird die Idee bleiben und 1000fach kopiert werden.

Eine Idee kann man nicht bekämpfen – ebenso wenig, wie einen Märtyrer, was insbesondere US-Idioten noch nicht verstanden haben. Ein Journalist der WASHINGTON TIMES ruft zum Mord an Assange auf, und bestätigt damit dessen Weltsicht auf die USA. Auch einfältige US-Politiker versuchen, sich durch entsprechende Tiraden an Assange zu profilieren. Der Mann hat also gute Chanchen, dass die T-Shirt-Branche mal ähnlich gut an ihm verdienen wird wie an Che Guevara.

Wie der Twitter-Account von WikiLeaks heute verkündet, hat WikiLeaks nunmehr die Wikipedia an Bekanntheitsgrad Google zufolge eingeholt. Das hatte wohl auch der Schatzmeister der deutschen Wikipedia zu spüren bekommen, dessen Kunden im Job ihn hierauf ansprachen, so dass der Mann das Handtuck warf. Diese Info scheint am ersten Tag niemanden interessiert zu haben, ich fand sie auf der Vereinsseite und mailte sie der Kuriosität wegen an Bloggerkönig Fefe, der sie bloggte. Minuten später zog Netzpolitik.org nach, und heute findet sich die Meldung sogar im gedruckten Spiegel. Auch das ist ein Stück Web 2.0.

« Süddeutsche kann doch, wenn sie will – WikiLeaks: USA mahnt die Schweiz ab »

Autor:
admin
Datum:
4. Dezember 2010 um 15:13
Category:
Allgemein,Internet,Medienmanipulation,Medienrecht,Meinungsfreiheit,Politik,Pressefreiheit,Zensur
Tags:
 
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