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Rechtsanwalt Markus Kompa – Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, Köln
Blog zum Medienrecht


Ein Prösterchen mit dem echten Dr. Udo Brömme

Gestern habe ich mir in Berlin eine Vorstellung des Regie-Kollektivs „Rimini Protokoll“ angesehen, für das ich gelegentlich arbeite. Rimini Protokoll sind derzeit die gefragtesten Avantgardisten im europäischen Schauspielbetrieb. Markenzeichen der Truppe ist eine Art Reality-Theater: Sie lehnen die Zusammenarbeit mit Schauspielern als künstlich ab und arbeiten stattdessen mit authentischen Personen („Experten des Alltags“), die eingebunden in eine Inszenierung ihre eigene Geschichte erzählen.

Passend zur anstehenden Bundestagswahl wurde des mehrfach preisgekrönte Stück „Wallenstein“ aufgeführt, bei dem die Hauptrolle ein gescheiterter CDU-Kandidat für die Mannheimer Oberbürgermeisterwahl 1999 seine tragische Geschichte darstellt. Dr. Sven Joachim Otto trat mit gerade einmal 29 Jahren an und hatte sich in so peinlicher Art und Weise als als stromlinienfreundlicher CDU-Yuppie inszenieren lassen, dass dies damals das Team der Harald Schmidt-Show zum Anlass für eine Parodie nahm und die Kunstfigur „Dr. Udo Brömme“ kreiierte.

Mit bemerkenswerter Selbstironie erzählt Otto auf der Bühne die Geschichte seines anbiedernden Wahlkampfs, die schließlich in dem Verrat hinter den eigenen Linien ändert. Seine Rolle war logischerweise die des Wallenstein. Der Mann bringt seine Story unglaublich witzig rüber, vielleicht ist an ihm selbst ein Entertainer verloren gegangen. Nach seinem Abenteuer in der Politik machte der damalige Sozialrichter einen radikalen Schnitt und praktiziert inzwischen erfolgreich und glücklich als Anwalt in Düsseldorf. Rückblickend sei die verlorene Wahl und die enttäuschende Erfahrung mit den Parteifreunden das Beste, was ihm hatte passieren können. Gegenwärtig läuft im ZDF-Theaterkanal eine TV-Fassung der Wallenstein-Inszenierung.

Der Zufall wollte es, dass mein Sitznachbar im Theater ebenfalls ein Entertainer und Politclown war, der in Berlin als „Dr. Seltsam“ eine Art kommunistische Talkshow moderiert. Ich erzählte ihm mal besser nicht, dass ich am Nachmittag bei Bärbel Bohley zum Tee Trinken gewesen war … Alles in allem war als das politische Spektrum meines gestrigen Tages also sehr breit gefächert gewesen, zumal ich selbst ich mich ja inzwischen zur einer Partei bekenne (deren Profil noch nicht so recht feststeht, die aber im Gegensatz zu den Mitbewerbern nicht unwählbar ist).

Zu der damaligen Kampagne des „Kandidaten zum Anfassen“ hatte auch das Angebot gehört, auf Bestellung bei allen möglichen Partys mit einem (von einer Brauerei gesponserten) Bierfässchen zu erscheinen. Das Bier, dass wir nach der Vorstellung tranken, wurde bedeutend unspießiger serviert.

Hier liest Brömme der Piratenpartei die Leviten:

« Interview mit einer erfahrenen Bürgerrechtlerin – Das Minischderle plant also wirklich einen Polizeistaat »

Autor:
admin
Datum:
26. September 2009 um 16:17
Category:
Medienmanipulation,Politik
Tags:
 
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