Als vor Jahrzehnten erst Gandhi und dann Mandela von den Regierungen des Vereinigten Königreichs und den Vereinigten Staaten von Amerika als „Terroristen“ bezeichnet wurden, versagten die Künstler und sonstigen Intellektuellen ihren Staatschefs die Gefolgschaft und solidarisierten sich mit ihnen. In den 1980ern gehörte es unter Musikern beinahe zum guten Ton, sich in der deutschen Friedensbewegung zu engagierten. Als es in der DDR rumorte, stellten sich auch dort populäre Künstler an die Spitze des Protests. Als es zu einer neuen Welle der Ausländerfeindlichkeit in Deutschland kam, rockte man gegen Rechts.
Während der Snowden-Enthüllungen, von der wir alle betroffen sind (ich schätze, Sie sitzen gerade an einem Rechner und haben ihr Handy in Reichweite), blieben unsere Künstler bislang erstaunlich ruhig. Die US-Regierung bezeichnet Hacker, aber auch Hacktivisten als „Terroristen“. Es gibt durchaus ernst zu nehmende Personen, die solche „Terroristen“ für vogelfrei erklären. In Paskistan wurden bereits Tausende Menschen aufgrund irgendwelcher „Verdachtsfälle“ per Hellfire-Raketen abgeschossen, ohne dass sie sich gegen Anschuldigungen verteidigen konnten. Dabei wurden viele Außenstehende getötet, darunter Hunderte Kinder. Daten töten.
Wir haben bislang keine Protest-Hymne, keine Sängerin stellt sich an die Spitze der Empörung, sogar die ganzen Kabarettisten haben offenbar Sommerpause. Ach ja: Als letztes Jahr während des NRW-Wahlkampfs etliche Künstler ihre vermeintlichen Vermögenschancen durch die Piraten bedroht sahen, hat dieser Wahn binnen weniger Tage 10.000 Urheber zu einer Unterschriftenseite mobilisiert.