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Rechtsanwalt Markus Kompa – Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, Köln
Blog zum Medienrecht


JFK

 

Der Umgang mit dem Kennedy-Mord ist ein guter Gradmesser für die Qualität der Medien, die sich leider zum 50.Jahrestag nicht geändert hat. Etliche deutsche Redaktionen beschränken sich darauf, die Kritik an der inzwischen nicht einmal mehr von offiziellen Stellen der USA vertretenen Alleintätertheorie ins Lächerliche zu ziehen. Statt die Skeptiker zu psychologisieren, wäre es hilfreicher, die Interessenlage im Washington des Jahres 1963 nachzuzeichnen, wo man den Kommunismus mit religiösem Eifer bekämpfte und Atomkriege für führbar und gewinnbar hielt.

Befremdlich ist jedenfalls, dass hierzulande die damalige Kontroverse zwischen Kennedy und seinen ultrarechten Militärs, die in den USA quasi zur Allgemeinbildung gehört, nicht einmal dargestellt wird. Kennedy und sein Verteidigungsminister McNamara hatten den obersten General Lemnitzer geschnitten und damit zum Rücktritt forciert. Stattdessen hatte der Präsident seinen Generälen den eigens reaktivierten gemäßigten General Taylor vor die Nase gesetzt. Den mächtigen Air Force-Chef General LeMay, der wie Lemnitzer nukleare Präventivkriege vorschlug, kastrierte Kennedy, indem er ihm den Zugriff auf die Bombe nahm und diese sogar ganz abschaffen wollte. Die Führungsschicht der CIA, die damals von Washingtons Eliten gestellt wurde, hatte Kennedy ebenfalls gegen sich aufgebracht.

In der hier verlinkten Rede vom Juni 1963 hatte Kennedy u.a. vor versehentlich ausgelösten Atomkriegen und der Verseuchung durch oberirdische Tests gewarnt. Kennedy kündigte nichts weniger als das Ende des Kalten Kriegs an – dem Lebensinhalt von CIA-Chef Allen Dulles, General Lemnitzer und General LeMay.

Über keinen der drei gibt es eine Biographie in deutscher Sprache (allenfalls Dulles wird in Tim Weiners auch auf deutsch erschienenen CIA-Chronik dargestellt). Vor einigen Jahren hatte ich daher selbst Biographien von Dulles und Lemnitzer zusammengefasst, nachzulesen in überarbeiteter Form in „Cold War Leaks“. Über LeMay wollte ich seit Jahren eine Biographie machen, allerdings fehlte mir zum einen die nötige Zeit, zum anderen hielt mich schlicht und ergreifend der Ekel vor diesem Massenmörder ab. Das Wichtigste habe ich heute auf Telepolis skizziert.

Für Kennedys Ankündigung, mit der Sowjetunion einen Teststopp auszuhandeln, gab es bei seiner bis dahin konzentriert verfolgten Rede spontanen Applaus. Kennedy, der als beruflicher Sohn, Playboy und Hardliner das Weiße Haus bezogen hatte, war während der Kubakrise ein verantwortungsvoller Staatsmann geworden, der von Geheimdiensten und Kriegen langsam genug hatte – was auf Gegenseitigkeit beruhte.

 

« Der zensierte Dieter Hildebrandt – Die Süddeutsche Zeitung flickt Kennedy am Zeug »

Autor:
admin
Datum:
22. November 2013 um 10:43
Category:
Allgemein
Tags:
 
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