Vor ein paar Jahren lernte ich einen Iraker kennen, der mir mal seine Sicht auf die Deutschen schilderte. Der Mann hatte zwei Jahrzehnte in der DDR gelebt und dann in NRW. Der lebenserfahrene wie intellektuelle Gesprächspartner beurteilte die Deutschen als ein sehr moralisches Volk, das aus seiner Geschichte gelernt habe, jedenfalls die Nachkriegsgeneration, was ihm imponiert habe. Er beobachte allerdings seit einiger Zeit bei den Jüngeren einen Wandel dieser Haltung.
In diesen Zusammenhang passt eine aktuelle Umfrage, in welcher eine knappe Mehrheit der Deutschen die (angebliche) Liquidierung von Bin Laden ablehnt und stattdessen einen rechtsstaatlichen Prozess bevorzugt hätte. Einerseits ist es erfreulich, dass die kultivierteren Geister in unserem Land noch überwiegen. Aber dass es gelungen ist, 42 % der deutschen Gehirne so zu vergiften, dass sie durch Todesschwadron ausgeführten Mord an einem Wehrlosen samt Familie befürworten, halte ich für bedenklich.