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Rechtsanwalt Markus Kompa – Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, Köln
Blog zum Medienrecht


Carola Kohlmeyer †

 

Wie ich hörte, ist diese Woche meine Grundschullehrerin Carola Kohlmeyer in hohem Alter verstorben. Frau Kohlmeyer war eine resolute Persönlichkeit, die man so heute wohl nicht mehr in der Schule antreffen wird. Erwartet man von Lehrkörpern dieser Tage ein perfektes Hochdeutsch, so unterrichtete Frau Kohlmeyer sogar in Deutsch grundsätzlich auf pfälzisch. Moderne Pädagogik bewertete die dreifache Mutter und damals schon Großmutter überwiegend als weltfremd, machte sich etwa lustig über Eltern, deren Kinder ja so sensibel seien. Und wer „fresch“ wurde, der fing sich auch schon mal „äni“. Einen beträchtlichen Teil des Unterrichts verbrachte sie mit Erzählungen aus ihrem Leben, das man bewegt nennen darf.

Frau Kohlmeyer war die Ehefrau des 1974 verstorbenen Nationalspielers Werner Kohlmeyer gewesen, der 1954 mit Fritz Walter in Bern den Weltmeistertitel holte. Damals gab es noch nicht den Beruf der Spielerfrau, die Nationalspieler erhielten nicht einmal ein Honorar, Werbeverträge gab es offenbar auch nicht. Die Mitglieder der „Walter Elf“ wurden in Kaiserslautern immerhin mit einem Autokorso empfangen.

Doch weitaus häufiger als von „Müller-Bomben“ berichtete Frau Kohlmeyer von echten, die sie in ihrer Kindheit und Jugend erlebt hatte. Im Krieg war sie bei den „Blitzmädeln“ gewesen, die bei Luftangriffen auf die Pfalz der Flak die US-Bomber mit Suchscheinwerfern anzeigten. Im ersten Moment hatten sich die Blitzmädel gefreut, wenn insbesondere das Leitflugzeug eines Bomberverbands getroffen wurde, und dann geschämt, wenn Piloten an brennenden Fallschirmen in den Tod stürzten. In den Kriegswirren kam sie weit herum und kehrte in tagelangen Fußmärschen in die Heimat zurück. Die Kriegserlebnisse hörte ich so oft, dass sie schon beinahe zu meinen eigenen Kindheitserinnerungen wurden.

Noch im vorgerückten Alter präsentierte uns Frau Kohlmeyer im Sportunterricht immerhin den Kopfstand. Die temperamentvolle Lehrerin war streng, schimpfte und schrie häufig. „Wann eier Eltre eisch so siehe kennt, die würde weine!“ und „Uff’m Gymnasium werd‘ ihr oigäh‘ wie ä Priemel!“, was bei uns zur stehenden Redewendung wurde. Lob war eher selten angesagt, allerdings scheine ich sie im Aufsatz beeindruckt zu haben. Ich sei der „geborene Geschichtenerzähler“. Die Geschichte der Carola Kohlmeyer sei hiermit nun auch erzählt.

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Autor:
admin
Datum:
5. April 2014 um 22:47
Category:
Allgemein
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