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Rechtsanwalt Markus Kompa – Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, Köln
Blog zum Medienrecht


Die Süddeutsche Zeitung flickt Kennedy am Zeug

Die Süddeutsche Zeitung schreibt heute:

Von Kennedy initiierte Aktionen kosteten etliche Kubaner das Leben, außerdem den vietnamesischen Präsidenten Ngô Đình Diệm. Auch Fidel Castro sollte sterben. „Kennedy war ein Mordopfer – und war selbst ein Mörder gewesen“, sagt Politologe Krippendorff. Mit Kennedy habe sich die US-Außenpolitik im Grunde endgültig entmoralisiert. „Die heutige Fortsetzung sind die Liquidierungen durch Drohnenangriffe“.

Vielleicht hat die Süddeutsche Zeitung bessere Quellen als ich. Nach meinem Informationsstand reagierte Kennedy auf die Erschießung von Ngô Đình Diệm mit Entsetzen. „Vorwerfen“ könnte man ihm, dass er dem skrupellosen Massenmörder die von seinen Vorgängern eingeleitete Unterstützung versagte und ihn fallen ließ.

Auch eine etwa vom späteren CIA-Chef Helms behauptete Verwicklung von John F. Kennedy in die Mord-Komplotte gegen Castro wurde nie bewiesen – bewiesen wurde aber, dass Helms vor dem Kongress zu lügen pflegte und es steht außer Frage, dass Helms selbst am meisten Dreck am Stecken hatte. Das Church-Komitee kam 1976 zu dem Schluss, das keiner dieser Pläne von Kennedy beauftragt oder abgesegnet worden war, ebenso wenig war Bruder Robert tatsächlich verantwortlich. Im Gegenteil hatte Kennedy längst über private Kanäle Kontakt zu Castro aufgenommen. Castro selbst glaubt nicht daran, dass Kennedy die Mordanschläge gegen ihn gebilligt hat, und der Mann gilt insoweit als gut informiert.

Die CIA und ihre Methoden, liebe Süddeutsche, sind keine Erfindung von Kennedy, sondern von Allen Dulles & Co.. Weder Kennedy noch seine Vorgänger Truman und Eisenhower hatten die CIA jemals im Griff. Mag Kennedy sie anfangs geschätzt haben, so hatte sich das spätestens in seinem letzten Amtsjahr erledigt. Den für die gegen Kubaner gerichtete Operation Mongoose verantwortlichen CIA-Mann William King Harvey schickte Kennedy in die Wüste. Als Kennedy hörte, dass die CIA eine Schiffsladung kubanischen Zucker mit Gift versetzt hatte, wies er die CIA an, die Ladung zu stehlen.

Man kann viel an Kennedy kritisieren, insbesondere in seinen Anfangsjahren. Aber diese nahezu faktenfreie Kolportage der Süddeutsche ist schon ziemlich daneben. Dann ausgerechnet Kennedy mit den Drohnenmorden zu assoziieren strapaziert dann doch ein bisschen den guten Geschmack.

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Autor:
admin
Datum:
22. November 2013 um 19:48
Category:
Allgemein,Internet,Medienmanipulation,Politik,Pressefreiheit
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