2009 wurde ich unverhofft vom Landestheater Düsseldorf bzw. dem Hebbel-Theater Berlin für die Theaterbühne reaktiviert. Das weltweit mit Fachpreisen ausgezeichnete Regie-Kollektiv „Rimini Protokoll“ wollte in nur zwei Wochen ein avantgardistisches Theaterstück zum Thema „Krieg und Zauberei“ auf die Bühne stellen, in dem sich die Personen selbst spielen. Story und Drehbuch entstanden während der Proben und befanden sich ständig im Fluss. Mir fiel die Rolle eines Nerds zu, der sich mit der Geschichte von Geheimdiensten und kontroversen Zauberern auskennt. Weil die meinten, dass mein Maßanzug aus mir eine ganz andere Persönlichkeit mache, musste ich in meinen Freizeitklamotten spielen. Das einzig Beständige bei dieser außergewöhnlichen Produktion waren die Änderungen.
Hauptdarstellerin Herdis Sigurgrimsdottir war die erste und einzige NATO-Soldatin Islands, das ansonsten nie eine Armee hatte. Ihr Job im Irak war es, den Presseoffizieren beizubringen, wie sie die Öffentlichkeitsarbeit zu optimieren hatten – während meine Funktion als gelegentlicher Politjournalist das Erkennen eben solcher Manipulation ist. Die weiteren Mitspieler waren der Berliner Zauber-Veteran Günther Klepke sowie kein geringerer als Stanislav Petrov. Petrov hatte 1983 im Spionagesatelliten-Kontrollzentrum einen Fehlalarm zutreffend als solchen eingeschätzt und dazu beigetragen, durch Besonnenheit einen nuklearen Putativgegenschlag zu vermeiden. Weil ich über die Geschichte geschrieben hatte, wurde Petrov aus Russland eingeflogen und spielte mit uns Theater! Hier die Kritik der TAZ.
Nunmehr haben die Riminis endlich einen Videomitschnitt online gestellt. In dem Stück erzähle ich u.a. die Geschichte vom „War Magician“ Jasper Maskelyne und lasse dabei die NATO-Soldatin schweben, während der prominente Rotarmist mir dabei assistierte! In zwei Wochen kann man natürlich keine perfekte Show realisieren, aber angesichts der Umstände war schon bemerkenswert, was für faszinierendes Theater da herauskam. Eine intellektuellere Zaubershow kann man sich schwerlich vorstellen. Insbesondere hatten wir ein paar sehr poetische Momente.