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Rechtsanwalt Markus Kompa – Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, Köln
Blog zum Medienrecht


30. Dezember 2010

Bahn-Verschwörung

Eine der wirklich praktischen Sachen am iPhone ist die Bahn-App. Da bekommt man nämlich in Echtzeit angezeigt, wo sich denn gerade die (Anschluss-)Züge mit welcher Verspätung so tummeln und kann ggf. einen Plan B entwickeln. (Allzu sehr verlassen sollte man sich auf die App nicht, weil sie manche Züge anscheinend unterschlägt.)

Heute nun fand ich mich auf dem Berliner Hbf, wo alles dafür sprach, dass der (in Berlin startende!) Zug pünktlich sein würde. Dann auf einmal behauptete die App aus dem Nichts eine Verspätung von einer Stunde. An der offiziellen Bahnanzeige war zunächst nichts zu erkennen, das Ding musste flunkern. Doch dann erscholl die Durchsage, der Zug würde sich wegen der Witterung noch 15 Minuten Zeit nehmen. Eine Viertel- und eine ganze Stunde sind ein gewisser Unterschied, die App musste übertreiben. Doch dann wurden es 20 Minuten, 40, 50 und 60 Minuten.

Offenbar hatte die App die Wahrheit gesagt. Die Bahnmächtigen jedoch streuten Desinformation. Da anzunehmen ist, dass die Bahnleute ihre Informationen aus der gleichen Quelle wie die App beziehen, ist diese stufenweise Verspätung erklärungsbedürftig. Verkehrs- und Massenpsychologie durch Salamitaktik? Rätselhaft. Anyway: Don’t trust authorities!

Assange-Adventure

Assange-Story in zwei Minuten!

29. Dezember 2010

Bert(elsmann) is not evil

Auf einem Computerkongress, bei dem ohne Übertreibung die besten Hacker der Welt auflaufen, fühlt man sich als technischer Laie wie auf einer undercover-Mission. Oder versteht wer so etwas?

Doch der Chaos Comunication Congress zeichnet sich dadurch aus, dass er etliche nicht technische Themen wie Politik, Kultur und Soziales bietet. Gestern etwa hielt dort der Kriminologe Thomas Barth aus Österreich einen Vortrag über die Lobby-Aktivitäten von Bertelsmann. Vieles sollte dem aufmerksamen Beobachter bereits bekannt sein, so etwa das Astroturfing mit der Pseudo-Pressuregroup INSM. Aber etliche Details waren selbst mir neu.

Unverfroren versuchen die Bertelsmänner mit „gewonnenen“ Politikern, Journalisten und Experten, öffentliche Aufgaben wie Bildung zu privatisieren – was sich etwa im Hochschulbereich nur dann rechnet, wenn die bislang freie Bildung etwas kostet. Na so was, das tut es ja inzwischen …! Erstaunlich, dass solche Organisationen weitgehend unbehelligt bleiben.

28. Dezember 2010

Temperamentvolles Interview mit Eisenberg

Der Kollege Eisenberg hat dem FREITAG ein Interview zur Berichterstattung über Sexaffären von Politikern gegeben. Was der Kollege da im vorletzten Abschnitt über unsere schnuckelige Familienministerin äußert, das würden sich die wenigsten Medienanwälte trauen. Ich zitiere es vorsichtshalber mal nicht … ;-)

Qualitätsoffensive beim SPIEGEL

Nachdem der in Bloggerkreisen – mit gewissem Recht – viel gescholtene SPIEGEL seit WikiLeaks wieder authentische Nachrichten bringt, hat man nun eine weitere, für ein seriöses Nachrichtenmagazin unabdingliche Maßnahme getroffen: Man hat Henryk M. Broder ziehen lassen, und zwar zur Springerpresse, wo er nun einmal auch hingehört.

Für mich war es immer rätselhaft gewesen, wie ein Leitmedium in Print und Online, das etwas auf sich hält, so jemanden als „Edelfeder“ anbieten kann. Polarisieren, provozieren und Meinung ist ja dann und wann ganz nett und macht dann Sinn, wenn in einem Blatt das gesamte (außen)politische Spektrum vertreten ist. Aber dieser Demagoge hatte anscheinend einen Sonderstatus, der einem respektablen Medium nicht gut zu Gesicht steht.

Vielleicht wird das ja doch noch was mit dem SPIEGEL.

27C3

Zwischen den Jahren gibt es für einen echten (oder falschen) Nerd keinen interessanteren Platz als das Berliner Congress Center, wo nunmehr der 27. Chaos Computer Congress über die Bühne geht.

Hatte letztes Jahr bereits der erste Tag mit dem inzwischen legendären WikiLeaks-Talk einen einen Höhepunkt gesetzt, so ging es auch diesmal gleich rasant los. Zwar verpasste ich winterbahnbedingt den Whistleblower-Talk, zu dem ich aus mehreren Gründen enge Bezüge habe, aber ich kann ihn ja hoffentlich bald im Netz nachholen.

Eine Debatte zum Thema Netzneutralität, die einige mir neue Argumente bot, wurde vom Deutschlandfunk live übertragen.

Die Leute vom AK Vorrat und Kollegen aus Holland, Polen und Ungarn referierten über die eigenartigen Pläne von Censilia Malmstroem. Darf man den präsentierten Statistiken glauben, hat die Vorratsdatenspeicherung keinen messbaren Effekt auf die Aufklärungsquote. Solche Datenhaufen laden aber etwa die Dienste zum Missbrauch ein. Um einen Verfassungsrichter zu zitieren: „Wo ein Trog ist, bleiben die Schweine nicht aus.“ Durch exzessive Vorratsdatenspeicherung sind übrigens genügend Leute unschuldig in Verdacht geraten bzw. Opfer von ungerechtfertigten Abhörmaßnahmen geworden.

Großen Spaß hatten die Hacker bei einem Panel über den „absolut sicheren“ neuen Personalausweis. Da ist natürlich überhaupt nichts sicher …

Zum Panel über Stuxnet demnächst mehr.

UPDATE:

27. Dezember 2010

On my way to 27C3

Naja, so ähnlich. Derzeit 2 h Verspätung.

25. Dezember 2010

Bank of America meldet Beleidigungs-Domains an

Offenbar in Erwartung eines Shotstorms, den die angekündigten WikiLeaks-Enthüllungen auslösen werden, hat die Bank of America damit begonnen, Domains zu blockieren, unter diese Strategie von Finanzvertrieben, die keine Aufklärungssites oder Ehemaligen-Organisationen wünschen.) Kurioserweise beleidigt sich die Bank hierdurch selber … :-)

Die Angst dürfte berechtigt sein: Der Buzz-Wert der Marke Amazon scheint durch die Rückgratlosigkeit des Konzerns gelitten zu haben. Schade aber auch …

Inzwischen wird WikiLeaks ausgerechnet auf Kuba gemirrored. Wenn 251.000 US-Dokumente – also die US-Sicht auf die Welt – da veröffentlicht werden, scheint auch dort die Meinungsfreiheit langsam Fuß zu fassen … ;-)

WikiLeaks.org hat das Hosting der Homepage nun ausgerechnet an ein Unternehmen in Langley vergeben – einen Steinwurf entfernt von der CIA-Zentrale, wo man gerade eigens die WTF gegründet hat.

Le Monde hat Assange zum „Mann des Jahres“ ausgerufen.

Die UNO untersucht gegenwärtig, ob Bradley Manning aufgrund der Bedingungen seiner spartanischen Einzelhaft gefoltert wird.

Einen guten Überblick verschafft Deutschlandradio.

21. Dezember 2010

WikiLeaks-Karikaturen

Wikileaks-Karikaturen:

Weihnachtsgeschichte 2.0

Auch Nerds feiern Weihnachten …