In der TAZ wurde gerade an ein unrühmliches Kapitel erinnert: Die wohl erfolgreichste Desinformationskampagne östlicher Dienste, welche den Amerikanern die Urheberschaft des AIDS-Virus andichtete. In Teilen Afrikas wird das heute noch geglaubt.
Nach dem Kalten Krieg stellte sich heraus, dass sowohl die Stasi als auch der Verfassungsschutz die Redaktion der TAZ unterwandert hatten. Die TAZ war seinerzeit gegründet wurde, als auffiel, dass die etablierten Medien bestimmte Themen nicht oder verfälscht darstellten, weil es halt mit der Unabhängigkeit der Medien nicht ganz so weit her ist, als man es uns denn Glauben machen will. Die Geheimdienste beider Länder waren sich offenbar einig, dass durch einen unkontrollierten Informationskanal ihre Interessen gefährdet würden – entsprechend „glücklich“ sind sie heute über das Internet.
Die Tatsache, dass man der TAZ die Virus-Story untergejubelt hatte, soll jedoch nicht den Eindruck erwecken, als wäre nur diese anfällig für „waffentragende“ Journalisten. Im Gegenteil: In den Nachkriegsjahrzehnten unterhielt der eigentlich nur für das Ausland zuständige Bundesnachrichtendienst in allen wichtigen Redaktionen Vertrauensleute, die über vaterlandslose Journalisten aufklären und BND-Propaganda streuten sollten. Nach dem unvorhergesehenen Regierungswechsel ließ die Regierung Brandt das Geheimprogramm stilllegen.
Als der Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom ein Buch zu diesem todgeschwiegenen Thema mit dem doppelbödigen Titel „Undercover“ veröffentlicht hatte, führte dies zu Klagen von Journalisten, die sich verleumdet sahen – natürlich beim Landgericht Hamburg. Einer davon war Chefredakteur der BILD-Zeitung und späterer Regierungssprecher gewesen. Der hatte den Prozess tatsächlich gewonnen, was in Hamburg bekanntlich nichts heißt, andere haben verloren. Nach seinem Tod sind allerdings ein paar seltsame Dinge herausgekommen. Dazu vielleicht ein andermal.