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Rechtsanwalt Markus Kompa – Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht, Köln
Blog zum Medienrecht


Berechtigte Panik bei SPIEGEL ONLINE

Nachdem die SPIEGEL-Journalistin Merlind Theile aus Marina Weisband mit einem Boulevardartikel („Die gute Fee“) eine selbstverliebte, arrogante Karriereschlampe gemacht hat, stempelt sie die Politikerin nun auch noch zur Lügnerin. Der alte PR-Trick, den Theile bemüht, ist das Unterschieben eines so nicht gemachten Vorwurfs, der dann natürlich einfach zu „widerlegen“ ist. Etliche Medien (sogar die Süddeutsche) plappern nun „Aussage gegen Aussage“ nach – was nicht den Tatsachen entspricht.

Marinas tatsächlicher Vorwurf lautete:

Ich habe daraufhin gebeten, die Zitate vorher wenigstens sehen zu können. Auch das konnte ich nach Bitten durchsetzen, allerdings ohne Möglichkeit der Einflussnahme. Und auch aus den mir zugeschickten Zitaten wurden teilweise die relevanten Satzteile rausgenommen, neu zusammengesetzt und nach Belieben in neuen Kontext gesetzt, bis ich keines davon wiedererkannte.

Zutreffend schreibt Marina an anderer Stelle:

Viele vernünftige Leute haben mich gefragt: “Hast du die Zitate echt so gebracht? Sind die autorisiert?“  Ich danke für die Nachfrage. Die Antwort auf Beides ist: „Nein“.

Das ist zutreffend. Denn in der Verdrehung, in dem Kontext und mit der Intention hatte sie die Zitate nicht gebracht und so auch nicht autorisiert. Marina erklärt ihre Vorwürfe unwidersprochen sehr detailliert:

Oder sie fragt: „Aber wäre es nicht das Beste für die Piraten, wenn Sie kandidieren?“ Und ich antworte kopfschüttend: „Für die Piraten mag es vielleicht das Beste sein, aber für mich? Ich weiß nicht, ob ich für den Politikbetrieb gemacht bin.“ (Daraus wurde das Zitat: „Für die Piraten ist es wohl das Beste, wenn ich kandidiere.“)

Ob Merlind Theile hier wirklich ein seriöses Interview führt, oder ob man ihre Künste nicht eher als „Skripted-Reality“ bezeichnen sollte, mögen die Leser entscheiden.

Nachdem Merlind Theile gestern auf dem SPIEGEL.Blog zum manipulativen Gegenangriff übergegangen ist, wurde das heute nun auch bei SPON prominent platziert. Der Marina-Content wird also optimal ausgewertet. Gratulation.

Zum SPIEGEL-Artikel von vorletzter Woche, in der die Fraktionspiraten zu Versagern stilisiert wurden, sei noch auf diesen Kommentar hingewiesen.

Falls Merlind Theile sich bald einen neuen Job suchen muss, wäre vielleicht GULLI eine Option. Dort ist zu lesen:

Weisband studiert Psychologie. Das erinnert uns an eine frühere Begebenheit, als Weisband einen Schwächeanfall kurz vor einer Talkshow bereitwillig an die BILD weitergab. Man kann also ruhig davon ausgehen, dass es auch durchaus einen berechnenden Faktor bei der Piratin gibt, was ja auch nicht schlimm ist.

Das ist zu 100 % Bullshit:

1. Marina geht nicht auf die Medien zu, sondern umgekehrt.

2. Sie hatte ihren Schwächeanfall nicht „bereitwillig an die BILD“ weitergegeben. BILD hatte ihre Tweets zitiert, die Marina ihren besorgten Followern aus dem Krankenhaus sandte und ein Archivbild verwendet. Marina hatte von dem BILD-Artikel erst nach Erscheinen erfahren, ihn erst zwei Wochen später das erste mal überhaupt in der Hand gehalten.

3. Marina hatte BILD-Journalisten von Anfang an boykottiert, wegen der sexualisierten Berichterstattung über sie nachhaltig öffentlich kritisiert und sogar Kai Diekmann persönlich zusammengefaltet.

Marina hat der BILD nach zähen Verhandlungen später im NRW-Wahlkampf genau ein Interview gegeben, unter der Bedingung, dass zunächst ein Beitrag über den Programmparteitag ohne Marina-Content erscheint und dass im Interview nur über Inhalte gesprochen wird. BILD brachte die Inhalte. DER SPIEGEL bringt Boulevard.

Noch was in Richtung einiger Piraten: Wenn die wilden Männer ein „ansprechendes Gesicht“ brauchen, dann haben wir ein großes Problem. Sind wir jetzt etwa die FDP?

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Autor:
admin
Datum:
6. November 2012 um 09:34
Category:
Allgemein,Internet,Medienmanipulation,Medienrecht,Persönlichkeitsrecht,Politik,PR,Pressefreiheit
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7 Comments

  1. Links 2012-11-06 | -=daMax=-

    […] kompa: Wer mal sehen will, wie bei SPON "Wahrheiten" erzeugt werden Markus hat ein paar Details dazu. Auf SPON verlinke ich erstmal nicht […]

    #1 Pingback vom 06. November 2012 um 19:07

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    […] “Ich habe keinen Bock mehr” und Markus Kompa’s kommentierendem Blogbeitrag “Berechtigte Panik bei Spiegel online” zitiere ich hier Frau Merlind Theile vom […]

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  3. Lesenswert: Berechtigte Panik bei SPIEGEL ONLINE | darkdestiny.de

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    #4 Pingback vom 07. November 2012 um 15:48

  5. Kommentar von Anwalt Markus Kompa zu Auseinandersetzung um Zitate zwischen SPIEGEL und Marina Weisband | Popcorn Piraten

    […] woraufhin sich die SPIEGEL-Redakteurin noch einmal zu Wort meldete. Nun äußert sich noch einmal Pirat und Anwalt Markus Kompa mit “Berechtigte Panik bei SPIEGEL ONLINE” zum Thema: Nachdem die SPIEGEL-Journalistin Merlind Theile aus Marina Weisband mit einem Boulevardartikel […]

    #5 Pingback vom 07. November 2012 um 21:04

  6. Marinagate « A Better Tomorrow

    […] des “Sturmgeschützes der Demokratie” in seinem neuen Blog ist, darauf hat Markus Kompa bereits hingewiesen, ein “non-denial denial”: Der Spiegel stellt sich nicht dem Vorwurf der […]

    #6 Pingback vom 11. November 2012 um 19:19

  7. … und mal wieder nur Mißverständnisse bei #SPON | Felix Blog

    […] http://www.kanzleikompa.de/2012/11/06/berechtigte-panik-bei-spiegel-online/comment-page-1/Und ach ja, andere Medien haben mit dem Zitieren auch so ihre Probleme.Zurück bleibt dann immer ein “Aussage gegen Aussage”, wobei doch rechttendenziös zu sein scheint, den Piraten einfach alles unterschieben zu können.Hier die TAZ: […]

    #7 Pingback vom 27. Mai 2013 um 17:26

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